Holz bekämpft Bakterien aktiv

Über Generationen hinweg war Holz ein ganz selbstverständlich genutzter Werkstoff für Küchenutensilien und Küchenmöbel.

In der Wirtschaftswunderzeit des vergangenen Jahrhunderts wurde er weitgehend abgelöst. Kunststoff galt plötzlich als schick und als Maß aller Dinge in Sachen Sauberkeit und Hygiene. Während Küchenmöbel aus Holz mittlerweile wieder stark gefragt sind, werden Schneideunterlagen aus Kunststoff nach wie vor bevorzugt. Ein Fehler, wie Erkenntnisse der Hygiene-Forschung bestätigen. 

Auf Kunststoff fühlen Bakterien sich wohl

Sie wachsen und gedeihen, insbesondere wenn Oberflächen rau oder angeritzt sind. Kommt dann noch Feuchtigkeit hinzu, entsteht ein traumhaftes Keime-Biotop. Dessen mögliche gesundheitliche Auswirkungen möchte man sich lieber gar nicht vorstellen. Ganz anders ist dies bei Holz. Seine hygroskopische Eigenschaft bewirkt die Aufnahme von Feuchtigkeit. Dies entzieht Bakterien eine wichtige Lebensgrundlage. Holz, so haben Wissenschaftler der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Braunschweig und des Deutschen Instituts für Lebensmitteltechnik in Quakenbrück festgestellt, hemmt das Wachstum von Bakterien aktiv.

Untersucht wurden die Hölzer von Kiefer, Fichte, Lärche, Ahorn, Buche, Eiche und Pappel. Zusätzlich zur Aufnahme von Feuchtigkeit wirken im Holz bestimmte Inhaltsstoffe (Polyphenole) gezielt antibakteriell. Ganz besonders ausgeprägt ist dies den Studien zufolge bei Kiefernkernholz sowie in etwas geringerem Umfang auch bei Eiche und Lärche. Bei wiederholtem Bakterieneintrag verringerte sich während der Versuchsreihen die Zahl der lebensfähigen Bakterien auf Holz deutlich schneller als auf Kunststoff. Bei Kiefernkernholz lag sie im Vergleich zum Kunststoff bei rund der Hälfte. Dies gilt übrigens sowohl für die Oberfläche als auch für das Innere des Holzes.

Diese Untersuchungsergebnisse nahm das Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Uni-Klinik Freiburg zum Anlass, den Einsatz von Hygiene-Holz auch in Krankenhäusern zu testen.

Das Ergebnis war eindeutig: Sowohl mit als auch ohne Einsatz von Desinfektionsmitteln waren auf Oberflächen aus Kiefernkernholz weit weniger Keime nachweisbar als auf Kunststoffoberflächen. Die antibakterielle Wirkung des Holzes wurde somit eindrucksvoll bestätigt.

Was bedeutet dies nun für die eigenen vier Wände?

In erster Linie: Umdenken ist notwendig. Die natürlichen keimreduzierenden Eigenschaften von Holz sollten künftig wieder stärker genutzt werden – gerade auch in Küchen, in denen Hygiene ein wichtiges Kriterium ist.

Das Wissen um das antibakterielle Verhalten von Holz war eigentlich nie richtig verloren. Es wurde nur durch die Begeisterung für andere Materialien verdrängt – auch in einschlägigen Normen und Vorschriften, die für den gewerblichen und medizinischen Bereich gelten.

Winzer beispielsweise setzen seit Jahr und Tag auf den Ausbau von Weinen in Holzfässern. Ein im Eichenfass über viele Jahre hinweg gelagerter Rotwein gilt als besonders exquisit.

Kein Mensch käme je auf die Idee, diese Veredelung des Traubensafts „unhygienisch“ zu nennen. Aus dem einfachen Grund: Sie ist es nicht. Ganz im Gegenteil.


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