Wohnen ohne Hindernisse

Barrierefreies Bauen hat meistens den Beigeschmack von Alter, Behinderung oder Krankenhaus. Doch Wohnen ohne Hindernisse ist auch modern und jung.


Machen Sie den Selbstcheck: Können Sie einen Kinderwagen problemlos in alle Wohnräume schieben, ohne Stufen zu überwinden oder in Türen stecken zu bleiben? Können Sie einen Stuhl neben die Toilette stellen? Haben Sie vor den Unterschränken in der Küche 150 Zentimeter Bewegungsfreiheit? Nein? Dann ist Ihr Haus oder Ihre Wohnung nicht barrierefrei gebaut. Nur wenige Menschen befassen sich heute mit diesem Thema. Zu nah ist der Gedanke an das Altwerden oder an eine Behinderung.

Dabei machen Barrieren, Hindernisse und Stolperfallen in den eigenen vier Wänden das Leben nicht nur im Alter schwerer. Nicht umsonst ist eine barrierefreie Bauweise in öffentlichen Gebäuden schon lange vorgeschrieben. Nachträglich ist der Umbau meist teuer. Darum ist es nur klug, sich schon vor Baubeginn Gedanken zu machen. Das bringt nicht nur im Alter mehr Sicherheit und Bequemlichkeit, sondern auch in jungen Jahren ein Plus an Komfort. Vor allem beim Innenausbau kann der Schreiner wertvollen Rat geben. Er weiß, worauf man achten sollte:



Der Innungsschreiner

Viele Punkte sprechen für barrierefreies Wohnen. Ihr Schreiner kann bei der Planung des Neu- und Umbaus mit Rat und Ideen zur Seite stehen. Dazu gehört zum Beispiel, Türschwellen zu entfernen, Türen zu verbreitern, Arbeitsflächen zu erhöhen oder tieferzusetzen und vieles mehr!

Haustür

Zum Öffnen der meisten Haustüren braucht man immer noch beide Hände – die eine zieht, die andere dreht den Schlüssel. Umständlich, besonders wenn man schwer bepackt mit Einkäufen oder den Urlaubskoffern im strömenden Regen steht. Elektronische Schließsysteme, bei denen Transponder berührungslos das elektronische Schloss öffnen, erleichtern das Leben und lassen sich auch nachträglich vom Schreiner einbauen.

Durchgänge

Ineinander übergehende Räume mit großzügigen Durchlässen und einheitlichem Fußboden vermitteln auch in kleinen Wohnungen das Gefühl von Weitläufigkeit. Wer nicht gleich ganze Wände herausreißen kann, sollte darauf achten, dass Türen und Durchgänge mindestens 80, besser 90 Zentimeter breit sind. So kommt man auch mit Einkaufstaschen bepackt problemlos um die Ecke.

Bad

Hohe Duschtassen waren lange Zeit Standard im Bad. Immer mehr kommen jetzt ebenerdige Duschen in Mode. Der Vorteil: Es fällt eine gemeine Stolperfalle für Morgenmuffel weg. Außerdem lässt sich die Dusche ganz einfach mit dem Boden mitputzen.

Wohnraum

Bequemlichkeit und Komfort spielen vor allem im Wohnzimmer eine große Rolle. So lässt sich der Fernseher in die Regalwand so integrieren, dass er nur bei Benutzung aus der Versenkung herausfährt. Intelligente Fenster öffnen und schließen sich je nach Temperatur und Luftfeuchte im Raum. Fenster, Licht und Heizung lassen sich per Knopfdruck steuern, elektrische Geräte schalten sich automatisch aus, wenn das Haus leer ist – alles ist möglich, der Schreiner berät Sie gerne und koordiniert auf Wunsch die Arbeiten mit dem Elektriker.

Stufen

Stufen und Türschwellen sind die größte Stolperfalle. Darum sollten sie vermieden oder beseitigt werden. Nicht nur Rollstuhlfahrer wissen das zu schätzen. Jede Fahrt mit dem Kinderwagen wird ohne unnötige Erschütterungen zum Vergnügen für Schieber und Kind. Zudem heben die meisten Menschen beim Gehen die Füße nur minimal an. Mit den Schwellen werden also auch schmerzhafte Stolperfallen beseitigt.

Türen

Breite Türen erleichtern bereits den Einzug in eine neue Wohnung, wenn man beim Möbel- und Kistenschleppen nicht ständig an den Türzargen hängen bleibt. Das gilt auch, wenn man später einmal umräumt. Auch in der Wohnung erleichtern automatische Türöffner das tägliche Leben. Sie lassen sich nachträglich in (fast) jede Innentür einbauen. Am besten eignen sich natürlich Schiebetüren. Diese bieten noch einen weiteren Vorteil: Der „tote“ Raum hinter der Tür kann endlich sinnvoll genutzt werden. Türen zum Bad oder zur Küche sollten nach außen aufgehen. So kann eine gestürzte oder ohnmächtig gewordene Person nicht mit ihrem Körper die Tür blockieren.

Küche

Ideal sind höhenverstellbare Arbeitsplatten mit Spüle und Kochfeldern. Vor allem in kleinen Küchen bietet sich der Einbau eines Paternosterschrankes an. Dieser verschafft nicht nur mehr Stauraum, die Fächer mit den benötigten Lebensmitteln oder Töpfen lassen sich auch auf eine bequeme Höhe heranfahren. Praktisch sind auch Schubladen mit Apothekerauszug sowie platzsparende Schiebe- oder Falttüren. Ein Backofen in Brusthöhe entlastet den Rücken.

Bewegungsfläche

Überall in der Wohnung sollte Platz für uneingeschränkte Bewegungsfreiheit vorhanden sein. Als Richtgröße und Mindestforderung bietet sich der Platzbedarf an, den ein Rollstuhl zum Manövrieren braucht. Auch wenn man selber hoffentlich nie darauf angewiesen sein wird, erleichtert ein großzügig bemessener Raum die Bewegung im Alter und im Alltag.


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